Katze markiert in der Wohnung

Wenn Tiere problematisches Verhalten zeigen, ist das häufig als Fingerzeig für ihre Menschen gemeint. Oft werden die aufkommenden Themen aber rein symptomatisch behandelt, wegtrainiert bzw. unterbunden. Wenn ein solches Tier in einem Tiergespräch zu Wort kommen darf, zeigen sich die tieferliegenden Gründe für sein Verhalten – und der Mensch hat zugleich die Chance, seine Lernaufgabe dabei zu ergreifen.

So war es zum Beispiel mit der Katze Juli, deren Menschenmama verstehen wollte, wer von ihren beiden Katzen alles in der Wohnung vollpinkelte und warum. 💦

Im Gespräch mit Juli zeigte sich, dass es tatsächlich Juli (und seltener ihre Katzenschwester) war, die sich kaum je auf ihr Katzenklo bequemte und sich als Chefin des Haushalts betrachtete. Ihr Urinieren hatte einerseits damit zu tun, dass ihre Menschenmama in ihren Augen auch nicht sonderlich viel Ordnung hielt und in Juli daher eine Art Wurschtigkeitsgefühl angewachsen war (Wofür sich bemühen?). In Wirklichkeit ging es ihr aber darum, in ihrer Royalität gesehen und anerkannt zu werden. Es ging also kurz gesagt um gegenseitige Anerkennung – was sich genauso in den menschlichen Beziehungen von Julis Menschenmama spiegelte.

Das Urinieren stand nämlich noch für etwas Tiefgehenderes: Es war als Aufforderung an Julis Menschenmama zu verstehen, sich in ihrem ganzen Sein zu zeigen. Auch mit Aspekten, die etwas Dunkles, (vermeintlich) „Schmutziges“ an sich haben. Juli wusste natürlich, dass ihre Menschenmama gerade eine schwierige Zeit in punkto Partnerschaft hinter sich hatte, in der sie sich klein gemacht hatte, um zu gefallen und nicht verletzt zu werden (was dann leider erst recht geschah). Mit ihrem Protestpinkeln ermunterte sie nun ihre Menschenmama, ihre ganze Weiblichkeit und Erotik zu leben und sich nicht mehr einem anderen Untertan zu machen.

Julis Menschenmama ist Künstlerin – und es war wieder ein sehr schönes ganzheitliches Erlebnis, im Gespräch mit ihr zu erfahren, dass sie sich in den letzten Tagen überraschenderweise plötzlich ganz intuitiv in ihrer Kunst mit weiblicher Fülle auseinandergesetzt hatte. 🧡

Tiertrauer nach dem Ableben des Besitzers

Letzte Woche sprach ich mit einer charakterstarken Hündin, deren Menschenpapa vor einigen Wochen ins Spital geführt worden und traurigerweise nicht mehr zurückgekommen war. Ihre Menschenmama und deren Enkelin gaben das Tiergespräch in Auftrag, weil die Hündin ihren Menschenpapa Tag für Tag sehnlichst zurück erwartete und ihr Verhalten immer extremer wurde.

Das dringlichste Anliegen war naturgemäß, die Hündin über die Lage aufzuklären. Doch wie erwartet, wusste sie längst Bescheid. Sie war die rechte Hand ihres eingeschränkten Menschenpapas gewesen und konnte jetzt einfach nicht von heute auf morgen mit den jahrelangen Routinehandgriffen aufhören. Ihr war auch klar, dass ihr Menschenpapa sehr wohl noch in körperloser Form da war, „deswegen warte ich ja jeden Tag auf ihn!“. Die gemeinsamen Rituale noch ein wenig weiterzuführen, war ihre Art der Trauerbewältigung.

Die Hündin gab einerseits den Menschen im Spital die Schuld daran, dass ihr Menschenpapa seinen Körper verlassen hatte – andererseits plagten sie große Schuldgefühle, nicht gut genug auf ihren Menschenpapa aufgepasst zu haben. Wie sich im Tiergespräch zeigte, war das auch der Grund, warum sie ihre Menschenmama kaum mehr allein außer Haus gehen ließ: „Ich hätte ins Spital mitkommen sollen! Wir hätten uns niemals trennen dürfen!“

Im Tiergespräch erklärte ich der Hündin, dass sie keinerlei Schuld an der jetzigen Situation habe, dass sie alles perfekt gemacht hatte und alle sehr dankbar dafür seien, wie sehr sie auf ihre Familie aufpasste. Ihre Menschenmama verstand nun auch, warum es für die Hündin so schwer war, sie alleine weggehen zu lassen. Da sie der Hündin immer sehr viel erzählte, war es für sie auch nicht schwierig, deren Bitte anzunehmen: nämlich ihr immer genau mitzuteilen, wohin sie gehe und wann genau sie zurück sein werde.

Die große Hütehündin hatte aber noch eine wichtige Botschaft zu überbringen: „Ich liebe alle!!! Vor allem meine Familie! Wir gehören a l l e zusammen. Zusammenhalt und Liebe ist unsere Nahrung, das sollten wir (vor allem ihr Menschen!) nie vergessen. Dann kann man jeden genau so nehmen, wie er ist. Alle passen dann zusammen, ergänzen einander, helfen einander.“ 🧡

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