Pferdeangst vor Rindern
In den letzten Tagen hatte ich zweimal ausführlich mit Nana über unser angsterfülltes Kuh-Erlebnis gesprochen.
Ich versicherte Nana, dass Kühe nur Gras fräßen und keine kleinen Nanas, dass die Jungrinder einfach neugierig seien und deswegen zu ihr hergelaufen kämen. Ich zeigte ihr in Gedanken, wie wir ganz einfach an den glotzenden Jungspunden vorbeigehen würden – auf diesem einzigen Weg zu unseren liebsten Ausreit-Runden.
Sie sagte mir, dass die Rinder einfach sooo groß seien, sooo komisch aussähen, eklig rochen und ihr schlichtweg Angst machen würden. In unseren Gesprächen kamen wir nicht los von der Angst. Aber sie sagte mir, dass sie es versuchen werde. Dass sie sich nicht losreißen werde. Ich solle sie dazu mit der Hand am Knotenhalfter nehmen und mit ihr an diesen Monstern vorbeigehen.
Das erstaunte mich, weil ich mit Nana im Gelände
a l l e s am komplett lockeren Strick mache. Und natürlich hatte ich die klassische Horsemanship-Regel gelernt, dass man gerade in Paniksituationen den Strick lang und locker lassen soll…
Ich führte Nana also zu den Kühen, und — es schien wieder kein Vorbeikommen zu geben. Erstarrung, Schnauben, Kopf in einer imposanten Höhe. Nana bereit zum Sprung – weg von diesem Ort des Grauens. Nun kam auch noch ein neugieriger Jungstier auf uns zu, ließ uns nicht aus den Augen. Er zog die restliche Herde mit sich.
Es gibt Entscheidungen, die in Bruchteilen von Sekunden fallen. Auf einmal war Nana bereit. Sie ging, nein: tänzelte wie ein hypernervöser Araber auf die Rinder zu, an ihnen vorbei. Ich hatte die Hand am Knoten des Halfters, über meinem Kopf – wie sie es sich gewünscht hatte. Wir gingen gemeinsam, unsere Herzen rasten, aber kein einziges Mal dachten wir daran, umzukehren. Noch 10 Meter nach den Kühen stieß Nana einen Luftstoß mit der Kraft und Lautstärke eines Dampfschiffes aus. So sehr hatte sie sich zusammengerissen.
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Auf dem Heimweg wollte Nana auf keinen Fall noch einmal an den Stieren vorbei. Viele Minuten stand sie starr, während ich auf sie einredete. Dann konnte ich richtig sehen, wie sie sich ein Herz nahm und mit gesenktem Kopf an der Kuhweide vorbeiging. Diesmal am losen Strick. Danke, Nana. 🧡