Unmotiviertes und durch Stromzäune gehendes Pferd

Letzte Woche sprach ich auch mit dem dreizehnjährigen Wallach Jo. Seine Menschenmama wollte gerne wissen, warum er denn so moppelig und in der Zusammenarbeit ein wenig unmotiviert geworden sei. Außerdem sollte ich Jo bitten, nicht mehr durch Stromzäune durchzugehen, da er dann nicht mehr mit seiner Herde auf die mit Strom umzäunte Weide dürfte.

Im Tiergespräch schien zunächst alles bestens: Jo versicherte mir, er sei mit seinem Stall, seiner Herde, seiner Menschenmama und überhaupt allem zufrieden. Im Laufe des Gesprächs kristallisierte sich jedoch heraus, dass Jo zwar sozusagen im Leben angekommen, jedoch von seinem „Wohl-S t a n d“ etwas gelangweilt war. Überall war stressfreie Routine eingezogen, doch der Abenteuerhauch des Lebens war verklungen.

Im Durchschreiten der Stromzäune zeigte er mir seine große Willenskraft und dass er sich nur aus Güte an einem Ort halten oder an jemanden binden lasse. In Wirklichkeit kann diesen Wallach nichts aufhalten, und wenn er nicht will, geht er eben, wohin er will.

Es war ein besonders schönes Pferdegespräch, da Jo im Laufe der Minuten plötzlich selber erkannte, was ihm im Leben fehlte: Ein neuer Antrieb. Eine spannende Herausforderung. Eine wirkliche Lebensaufgabe. Und er wäre nicht weise, wenn er nicht gleich selbst gewusst hätte, worin die bestehen könnte: Jo möchte zusammen mit seiner Menschenmama (junge) Menschen l e h r e n, zu großherzigen Persönlichkeiten zu werden.

Seine Menschenmama erkannte im therapeutischen Coachinggespräch den Spiegel, den ihr Pferd ihr vorhält: Auch sie sucht, gut im Alltagstrott angekommen, unbewusst nach einem neuen Sinn, einer richtigen Berufung. Auch sie ginge gerne durch die Stromzäune, die sie in ihrem jetzigen Leben festhalten.

Jo ist gütig und geduldig, er lässt seiner Menschenmama Zeit. Diese weiß nun aber, was Schritt für Schritt zu tun sein wird – ein erster Impuls formt den Weg und lässt ihn sichtbar werden. Der erste Schritt auf diesem Weg war, ihrem Wallach zuzuhören. 🧡

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